Installation am Rathaus Osnabrück.
Herbst 2023
Wir müssen an die Möglichkeit des Friedens glauben, damit er wahrhaftig wird. „Die sich selbst erfüllende Prophezeiung.“ Indem die Stadt Osnabrück 2023 das Jubiläum 375 Jahre Westfälischer Friede begeht, stellt sie sich, stellt sie uns allen, eine Frage: Ist Frieden möglich?
Der Westfälische Frieden hat diese Frage scheinbar bejaht. Aber auch er verlief nicht immer nur friedlich; auch er war nicht nur ein Zeugnis der Toleranz. Auch ihm ist neuer Unfrieden gefolgt, bis heute.
Frieden ist schwer zu erzielen. Vielleicht nicht nie. Oder vielleicht nur kurz, wenn wir auf ihn nicht achtgeben, auf uns.
Das Atelier Trieb erstellt, als Kern und Wahrzeichen des gesamtstädtischen Programms, das Osnabrück 2023 zu 1648 auflegt, eine temporäre Kunstinstallation im öffentlichen Raum, am Rathaus.
„FORX. Pitchforks for Peace“, ein Netz aus 1648 Heu-, Erd-, Mist- und Rübengabeln, zusammengetragen aus allen Ländern, die Konfliktparteien des 30-Jährigen Krieges waren, und nach ihrer künstlerischen Transformation wieder über ganz Europa verteilt, ist ein starkes Zeichen. Ein starkes Zeichen für ganz Europa – ein Zeichen für den Frieden.
Das Sinnbild, das entsteht, ist dies: Alles, auch Friedvollstes, kann zur Waffe werden, wenn wir nicht achtgeben. Jede Waffe lässt sich entwaffnen. Und jede entwaffnete Waffe kann wieder zur Waffe werden, wenn die schlimmste aller Waffen, unser unfriedlicher Geist, es will.
Das Projekt weist über 1648 hinaus: Es würdigt weder die Söldner des Krieges von 1648 noch die Machthabenden, ob sie nun den Krieg begonnen oder den Frieden geschlossen haben. Es würdigt den einfachen Menschen, der, damals wie heute, nur eine Heugabel hatte, in Ländern, in denen Armut herrschte, ausgebeutet von Wohlhabenderen. Schon immer hat die Menschheit Krieg gegen sich selbst geführt – damals meist militärisch, heute auch ökologisch.
„FORX. Pitchfork for Peace“ ist ein gemeinschaftliches europäisches Netz des Friedens, das weltweit weiterwächst.
Dass die Gabeln deaktiviert sind, ist also nicht nur ein Zeichen dafür, dass sie nicht als Waffe taugen. Es zeigt auch, dass sie keine Nahrung produzieren, solange Panzer rollen. Eine Mahnung an uns alle.
Warum die Heugabel?
Die größte menschliche Katastrophe des 30-Jährigen Krieges waren nicht die Toten auf den Schlachtfeldern, sondern die Toten bei Plünderungen, Brandschatzungen und Vergewaltigungen in der Zivilbevölkerung, durch Soldaten. Wenn überhaupt, konnte sich diese Bevölkerung, zumal auf dem Land, nur mit Gegenständen des Alltags wehren, nicht zuletzt Heugabeln.
Heugabeln in der Landwirtschaft. Dass sie zu Waffen werden, geschieht nur in größter Not. Aber noch heute ist es wie damals: Auch der Hunger wird als Waffe eingesetzt. Der Krieg in der Ukraine hat den Hunger in den ärmsten Ländern der Erde so verschlimmert, dass es mittlerweile mehr Tote durch den Mangel an Lebensmitteln gibt als durch Kampfhandlungen auf dem Gefechtsfeld.
Zugleich herrscht ein Krieg gegen das Klima, das durch die reichsten Länder der Erde massiv geschädigt wurde. Die meisten Menschen, die durch dieses Verbrechen sterben, sterben in den ärmsten Ländern.
Die Heugabel ist bis heute in diesen Ländern oft das einzige Mittel, sich gegen die Gier der Machthabenden zur Wehr zu setzen – wenn Gegenwehr überhaupt möglich ist. Wir in Europa stehen in der Pflicht, diesen Menschen zu helfen.
Den Heugabeln, weiß angestrichen, über ihren Zinken ein 400 Jahre altes Stück Holz, ist die direkteWehrhaftigkeit genommen. Als Symbol der 375-jährigen Wiederkehr des Westfälischen Friedens über den Teil des Rathauses gelegt, in dem sich der Friedenssaal befindet, verbinden sie sich zu einem Netz des Friedens. Und das im 125 Jahrestag der Geburt von Erich Maria Remarque, des militanten Pazifisten.
Wir brauchen eine wehrhafte pazifistische Demokratie, um den derzeitigen Krisen und Katastrophen entgegenzutreten.
Warum die Heugabeln am Osnabrücker Rathaus?
Die umgestalteten Gabeln, in Verbindung mit dem Rathaus, stehen für den gesellschaftlichen Frieden, welcher sich an den Schwächsten orientiert.
In Zeiten von Flucht, Hunger, Angst und Ausgrenzung auf der Welt muss sich eine Gesellschaft bewusst gegen den evolutionären Gedanken des Siegs des Stärkeren entscheiden, der von immerwährendem Wachstum und vordergründigem Erfolg geprägt ist.
Nur im Zeichen dieser Solidarität wird ein gerechter Weltfriede möglich sein. Das Rathaus stammt aus einer Zeit der politischen Macht der Eliten; heute ist es ein Ort demokratischer Prozesse.
Der Westfälische Frieden war ein Friedensschluss ohne Schuldzuweisungen. Mit dem Zeichen der Gabeln am Rathaus, dem Zeichen für das einfache Leben, in Verbindung mit demokratischen Prozessen, geht von Osnabrück eine Perspektive der nachhaltigen Veränderung aus.
FORX. Pitchforks for peace
Ein Netz für den Frieden
Geben Sie uns Ihre alte, gebrauchte Mistforke, Heu- oder Rübengabel, und sie wird Teil einer
Kunstinstallation zum Westfälischen Frieden von 1648.
Zu diesem Anlass hat der Osnabrücker Künstler Volker-Johannes Trieb das Friedensprojekt „FORX. Pitchforks for peace“ erdacht. In weiße Farbe, die Farbe des Friedens, eingetaucht, werden sie zu einem Friedensnetz miteinander verbunden, um im Herbst dieses Jahres als temporäres Mahnmal Teile des Rathauses der Stadt Osnabrück zu überspannen – in ihm wurde der Westfälischen Friedens verhandelt.
Stellen Sie für „FORX. Pitchforks for peace“ eine Forke zur Verfügung! Sie werden damit zur FriedensbotschafterIn und tragen zur Verständigung der Völker bei.
Aber warum ausgerechnet Forken?
Die Zeiten, auch Kriege, haben sich nach 1648 geändert. Geblieben, und damit in der Geschichte wiederholt, hat sich die Situation für die einfache Bevölkerung. Auch in dem gegenwärtig von Russland geführten Angriffskrieg gegen die Ukraine, die Kornkammer Europas, und dem damit
ausgeweiteten Hunger in der Welt hat die Bevölkerung am meisten zu leiden.
Heute, wie damals, leistet die Landwirtschaft einen ganz wesentlichen Beitrag zur Welternährung. Es ist daher wichtig, sie zu erhalten und zu sichern. Nur von und mit der Landwirtschaft können wir letztlich überleben.